Presse 1997

Höchster Kreisblatt vom 11.10.97: Die Sulzbacher Kerb ist sogar im Internet
Die neue Generation der Kerbeborsch hält jetzt im zweiten Jahr die Tradition der Kerb hoch, geht aber dennoch mit der Zeit. Bestes Beispiel: Die Kerbeborsch sind im Internet vertreten. Dort gibt es Informationen über die Kerb 1997 am 18. und 19. Oktober, ein Rückblick auf 1996 sowie eine bebilderte Geschichte der Kirchweih. Wer diese Internet-Seite aufschlagen möchte, muß dies unter folgender Nummer tun: ,,http://pweb.uunet.de/ graetsch.mtk”. Zusammengestellt wurden diese Infos von Roland Grötsch, der schon vor einem Jahr bei den Kerbeborsche mit dabei war. Damals waren es zwölf, 1997 werden es 15 sein. Schon seit vielen Wochen treffen sie sich regelmäßig, um das Fest vorzubereiten. Bürgermeister Herbert Uhrig ist Schirmherr des Festes, das am Samstag, 18. Oktober, mit dem Umzug der Kerbeborsche und dem Aufstellen des Kerbebaumes am Platz an der Linde beginnt. Der Umzug soll um 14.30 Uhr an der Limesspange beginnen. Daran nehmen auch die Prinzengarde der T5G-Karnevalabteilung und die Jugendfeuerwehr teil. Nach dem Aufstellen des Kerbebaumes ist die Kerbeschirn im Bürgerhaussaal geöffnet, die von den Karnevalisten der TSG Sulzbach und dem Teamdes Bürgerhauses bewirtschaftet wird. Bis Nachmittag spielt die Tanzkapelle »Telstars”, und auch die Kerbeborsche wollen mit einer Showeinlage überraschen. Am Sonntag, 19. Oktober, wird um 9.30 Uhr der Kerbe-Gottesdienst in der katholischen Kirche von den Kerbeborsche mitgestaltet. Danach spielt ab 11Uhr die Wölfersheimer Blaskapelle zünftig zum Frühschoppen auf, der bis gegen 16 Uhr dauern wird. Dabei steht der traditionelle Gickelschlag auf dem Programm. Der Eintritt an beiden Tagen ist frei. Es wird sogar noch eine kleine Fotoausstellung mit Bildern aus der Geschichte der Sulzbacher Kerb gezeigt. Kerbeausklang ist am Sonntag, 26. Oktober, wenn der Kerbehannes, die Strohpuppe, die während der Kerb hoch oben auf dem Kerbebaum thront, verbrannt wird. Dazu beginnt um 18 Uhr ein Umzug am Feuerwehrgerätehaus, der über die Hauptstraße zum Platz an der Linde führt. Unter dem Kerbebaum wird dann die Kerb»beerdigt«. Danach ist Ausklang im Saal des Bürgerhauses, in dem diesmal für alle Gäste Platz sein wird. (wm)

Frankfurter Rundschau vom 18.10.97: Kerweborsche sorgen für kräftiges Tohuwabohu
Sulzbach lockt heute und morgen mit Traditionspflege vom Kerbehannes bis zum Gickelschmiß auf dem Dalles / von Steffen Hebestreit
Ursprünglich war das Leben der Kerbeburschen gar nicht so witzig. “Traditionell setzten sich die Kerweborsche aus dem Jahrgang zusammen, der zu den Soldaten gehen mußte”, erklärt Erich Grötsch. Den Animateuren für das Tohuwabohu während der Kerb stand also damals eine ungewisse Zukunft ins Haus. Dieses Schicksal droht den Kerweborsche in diesem Jahr gewiß nicht. Grötsch muß es wissen, schließlich zeichnete er für die Vorbereitung der jungen Männer verantwortlich. Er war einer der Paten, als die Sulzbacher Kerb im vergangenen Jahr mit vereinten Kräfte wieder aus der Taufe gehoben worden ist. Das Leben als Kerweborsch ist nicht ganz einfach, da bedarf es gründlicher Vorbereitung: “Seit Mai sind wir im Trainingslager”, sagt Wolfgang Opitz verschmitzt. Einmal die Woche haben sich die jungen Herren zur “Vorbereitung” auf dem Hof von Bauer Uhrig in der Bahnstraße getroffen. Ausnahmslos Herren übrigens, “schließlich heißt es KerweBORSCHE”, unterstreicht Roland Grötsch. Der Computerfreak sorgt dafür, daß Sulzbacher Kerb in der ganzen Welt bekannt wird und hat extra zu diesem Zweck eine eigene Intemet-Homepage (http://pweb.uunet.de/graetsch.mtk) eingerichtet, die über das Volksfest berichtet. Im normalen Leben ist er Erzieher in einem Kindergarten, “ideale Voraussetzungen für den Umgang mit Kerweborsche”, stichelt sein Kumpel Opitz. Die Stimmung unter den Jugendlichen ist gut Während der viermonatigen “Trainingphase” haben sie gemeinsam den Kerwehannes ausgestopft, einen alten Leiterwagen zum Transport des Kerwebaums auf Vordermaun gebracht, viele Lieder einstudiert und ,jede Menge Äpp1er probiert”, erzählen die Buben. Die meisten von ihnen wurden Kerweborsche aus “Spaß an der Freud”, wie Matthias Christian sagt. Roland Grötsch nennt “Äppler” als Hauptbeweggrund für sein Engagement, andere wie Sven Goreczka und Thorsten Gregori wollen “den Sulzbachern was bieten”. Einst feierte der ganze Ort nämlich jeweils am Wochenende nach dem Gallustag (16. Oktober) die Einweihung der Kirche mit einem großen Fest. “Das hatte Tradition”, sagt Erich Grötsch, der sich über die Geschichte des Festes informiert und eine kleine Fotoausstellung mit Bildern aus vergangenen Jahrzehnten vorbereitet hat. Gruppenbilder von Generationen von Kerweborschen sind ebenso zu sehen wie kurze Erläuterungen zur Herkunft von manchem Kerbebrauchtum. Über den Gickelschmiß etwa, der morgen in der Kerweschirn im Bürgerhaus veranstaltet wird. “Beim Gickelschmiß wird natürlich kein Hahn geworfen”, kann Grötsch aufgebrachte Tierschützer beruhigen; vielmehr käme der Ausdruck wohl von dem Wort “giegeln”, was soviel wie bewegen bedeute. Bewegt wird ein Dreschflegel, mit dem (möglichst prominente) Leute des Ortes mit verbundenen Augen auf der Bühne herumlaufen und nach einem Dippe suchen, den es zu zerschlagen gilt. Als Preis gab es früher einen Hahn, hessisch: Gickel. Heute gibt es kein Federvieh zu gewinnen, aber kleine Trostpreise haben die Kerweborsche für die Gickelscbmeißer schon in petto. Die jungen Männer, die von heute an für Stimmung auf der Kerb sorgen und den Ebbelwei-Konsum kräftig in die Höhe treiben werden, haben wenig gemein mit ihren historischen Vorfahren, die kurz vor ihrem Soldaten-Dasein noch mal die Sau Rauslassen wollten. Sie stammen nicht alle aus einem Jahrgang, sondern sind zwischen 18 und 25 Jahren alt – Kerweborsche aus Leidenschaft. Viele von ihnen meldeten sich im vergangenen Jahr auf eine Anzeige der Gemeinde, die auf der Suche nach Kerweborsche war. Fündig wurde Bürgermeister Herbert Uhrig vor allem bei der Freiwilligen Feuerwehr, und auch die Karnevalsabteilung der TSG entsandte einige Vertreter ihres trinkfesten Nachwuchses für die Kerb. Schließlich waren es die Karnevalisten, die in den vergangenen Jahren in vielen Sitzungen sich immer wieder humorig für eine Wiederbelebung des Brauchtums eingesetzt hatten ein Vorschlag, dem die Gemeindeverwaltung schließlich nachkam Der Erfolg im vergangenen Jahr tat dann das Seine, um in diesem Jahr die Zahl der Burschen noch zu erhöhen. “Das sind keine Feuerwehrler oder TSGIer mehr, sondern alles Kerweborsche, beschreibt Renke Moser das neue Wir-Gefühl der Gruppe. Der steht in den kommenden Tagen eine harte Belastungsprobe ins Haus, schließlich ist sie immer dabei, wenn etwas auf der Kerb passiert. Das Festprogramm beginnt für sie bereits heute vormittag im Sulzbacher Wald. Sie ziehen gen Schneidhain und holen den Kerwebaum. “Den hat der Förster bereits ausgeguckt, wir müssen ihn nur noch umlegen und abtransportieren«, erklärt Moser, der sich zusammen mit Erich Grötsch, Walter Mirwald, Linda Weihrauch, Willi Christian und “Kerwevadder’ Wilhelm Noll um die Kerb und die Kerweborsche kümmert. Mit einem Pferdefuhrwerk wird der Baum dann in einem großen Umzug durch die Gemeinde zum Festplatz gebracht Mit einem Lied auf den Lippen und jeder Menge Ebbelwei im Tornister werden die Burschen gegen 14.30 Uhr am Ortseingang Limesspange einlaufen. Die Kapelle “Telstar” sorgt für die musikalische Untermalung des Umzugs und die Prinzengarde der TSG für optische Reize. Auf dem Dalles wird anschließend mit vereinten Kräften der Baum aufgestellt. Danach ziehen die Feiernden ins Bürgerhaus zum Tanz. Morgen früh geht es um 9.30 Uhr in die katholische Kirche zum Kerwegottesdienst, anschließend ins Bürgerhaus zum Frühschoppen mit Gikkelsclmiß. Erich Grötsch freut sich über diese Traditionspflege. Seine Burschen und er haben sogar vorgesorgt, falls böse Buben aus den Nachbarorten diese Pflege auf die Spitze treiben und den Schutzpatron der Kerb, den Kerwehannes, stibitzen. “Die können gar nicht so viele klauen, wie wir nachmachen können”, gibt er sich selbstbewußt. Auch das hat Tradition.

Höchster Kreisblatt vom 20.10.97: Auch der Pfarrer sagt: “Wer nicht feiert, der lebt nicht”
Am Samstag wurde mit einem Umzug durch die Hauptstraße die Sulzbacher Kerb eröffnet / von Walter Mirwald
“Und wenn die Stern’ vom Himmel falle, die Sulzbacher Kerb wird doch gehalle”, tönte es am Wochenende mehrfach durch den Saal des Bürgerhauses, der zu einer zünftigen Kerbeschirn umgestaltet wurde. Dieser Spruch und andere Gesänge der Kerbeborsche beherrschten zwei Tage lang die Szene in Sulzbach, als viele hundert Zuschauer den Umzug und das Aufstellen des Kerbebaumes verfolgten. Dann wurde in der vollbesetzten Kerbeschirn und auf dem Rummelplatz rund um das Bürgerhaus gefeiert. Zum zweiten Mal war die neue Generation der Kerbeborsche in Aktion, nachdem Bürgermeister Herbert Uhrig vor einem Jahr die Wiederbelebung des traditionsreichen Kirchweih-Festes initiiert hatte. Und im Zusammenspiel mit dem Gemeindevorstand, den Kerbeborsche, der Karnevalabteilung der TSG Sulzbach und der Feuerwehr wurde die zweite Auflage der ,,neuen Kerb” zu einem Riesenerfolg. Eindrucksvoll war schon der Umzug durch die Hauptstraße, durch die der 25 Meter lange Kerbebaum, im Sulzbacher Wald bei Schneidhain geschlagen, gezogen wurde. Mit dabei waren die Jugendfeuerwehr mit buntgeschmückten Fahrrädern, das TSG-Ballett und die Kapelle “Telstar”. Unterwegs schenkten die Kerbeborsche an die Zuschauer auf der Straße Apfelwein aus. Als der Baum mit dem Kerbehannes stand, war die BürgerhausSchirn der Treffpunkt. Die “Telstars” heizten den Gästen ein, und die Kerbeborsche sorgten für ein ,Top-Programm mit einer Modenschau (Daniel Rademacher und Thorsten Weil), einem Gesangsvortrag (Roland Grötsch, Wolfgang Opitz und Stefan Uhrig) und einer ,,Mülltonnen-Stimmen-Show” mit Martin Reich, Matthias Christian, Holger Ewald und Sven Goreczka. Moderiert wurde die Show von Jochen Bauer. Schirmherr Bürgermeister Herbert Uhrig hatte zuvor begrüßt und für das nächste Jahr eine Idee eingebracht: “Wir müssen den Kerbehannes beleuchten, daß der da oben nicht so im Dunkeln sitzt. Das gibt auch optisch ein schönes Bild.”

Kerbeborsche gestalteten den Gottesdienst mit
Der Sonntag begann mit dem Kerbe-Gottesdienst in der katholischen Kirche, den die Kerbeborsche mitgestalteten. Pfarrer Schäfer betitelte die Kerbeborsche mit dem Spruch: ,,An Euch führt kein Weg vorbei!” Denn tags zuvor stand er auf einer eiligen Autofahrt im Stau, weil gerade der Kerbeumzug lief. Pfarrer Schäfer bewertet die neuen Aktivitäten zur Kerb positiv und sagte: ,,Wer nicht feiert, der lebt nicht.” Der Frühschoppen mit dem traditionellen Gickelschlag und dem Verlosen des Kerbebaumes und dem Konzert der Wölfersheimer Blaskapelle rundete ein gelungenes Fest ab, das am kommenden Sonntag mit dem Verbrennen des Kerbehannes zu Ende geht.

Höchster Kreisblatt vom 28.10.97: “Die Trauer ist nur im Suff zu ertragen”
Mit Trauerworten und Tränen wurde die Kerb beerdigt und der Hannes verbrannt

“Nun Freunde, müsse mir uns bequeme, Abschied von unserm Hannes zu nehme”, sprach “Pfarrer” Erich Grötsch bei der traditionellen Beerdigung der Kerb. Und als er zwischendurch den Befehl erteilte “flenne”, da weinten die Kerbeborsche dicke Tränen, weil der Kerbehannes, die Strohpuppe, die während der Kerb hoch oben auf dem Kerbebaum thronte, den Flammen übergeben werden mußte. Hunderte von Schaulustigen verfolgten am Platz an der Linde die Zeremonie, mit der die Sulzbacher Kerb, die zweite mit der neuen Generation von Kerbeborschen, offiziell beendet wurde. Die Verbrennung des Kerbehannes hatte mit einem Fackelzug am Feuerwehrhaus am Oberliederbacher Weg begonnen und führte zum Kerbeplatz am Dalles. Dabei wurde die Strohpuppe auf einer Bahre von den Kerbeborschen durch die Straßen getragen. Auch dieses Mal sorgten die Feuerwehr und das Sulzbacher Rote Kreuz für die Begleitung des Zuges und die Absperrung. Am Dalles hatte dann Erich Grötsch als Kerbepfarrer das Wort. Er ließ die Gemeinde zuerst das Lied aus dem Sulzbacher Kerbegesangbuch von 1837, Nummer 222, mit dem Titel “Die Trauer ist nur im Suff zu ertragen” singen. In dem Lied nach der Melodie von “Lilli Marleen”, das Gerhard Mönch auf der Trompete begleitete, heißt es: “Auch heute bleiben alle Leute stehn, und woll’n den Hannes brennen sehn…” Dann fand die lustige Trauergemeinde Trost in den Worten von Erich Grötsch, der daran erinnerte, daß im nächsten Jahr um diese Zeit wieder Kerb in Sulzbach sein wird. So konnte die Strohpuppe brennen, und danach traf sich die Kerbegesellschaft mit vielen Sulzbachern im Saal des Bürgerhauses zum Ausklang. (wm)

Sulzbacher Anzeiger vom 07.11.97:
Auszug aus der Rubrik : Neues vom Sport: Schützenverein 1967 Sulzbach e.V.

Der Bayerische Abend im Schützenhaus hat uns ein wenig überrollt. Diese Veranstaltung fand jetzt zum dritten Mal statt und wir hatten mit der gleichen Besucherzahl wie in den Vorjahren gerechnet. Auf einmal waren es aber einige mehr und es wurde ein schöner Abend. Wir haben uns über diese Beteiligung riesig gefreut und möchten uns hiermit in aller Form bei denjenigen bedanken, die den Weg ins Schützenhaus gefunden haben. Die Schützendamen, die die Idee zu diesem Abend hatten, haben sich noch am selben Abend Gedanken darüber gemacht, wie man so ein Fest besser gestalten kann. Ganz toll war der Besuch der Kerbeburschen. Mil deren Einmarsch stieg die schon vorher gute Stimmung sofort um das Doppelte an. Sollten die Kerbeburschen auch im nächsten Jahr ins Schützenhaus finden, geht der erste Bembel mit Sicherheit als Dankeschön auf das Konto der Schützen. Der Termin mitten in der Kerb war optimal und wird auch in Zukunft so beibehalten.

Kategorie: News