Presse 1998
Höchster Kreisblatt vom 12.10.98: Christel Deckert predigt auf “sulzbacherisch”
“Leute”, ruft Jochen Bauer. “Leute, wir haben uns jetzt in der Umgebung auf jeder Kerb umgeguckt. Und dabei ist eines aufgefallen: Die Kerbeborsche sind immer überall gemeinsam aufgetreten. Und das muß bei uns genauso sein.” Prompt kommt aus einer Ecke die Frage: “Gehen wir auch gemeinsam zur Toilette?” Großes Gelächter.Dieses Beispiel zeigt aber, daß die Sulzbacher Kerb in allen Nuancen gezielt vorbereitet wird. So planen die 17 Kerbeborsche, die sich mindestens einmal in der Woche in einer Lagerscheune in einem landwirtschaftlichen Anwesen am Weingartenpfad treffen, ihre Auftritte im Detail. Die Arbeit für diese Gruppe, zu der sichauch einige “Kerbemädcher” gesellt haben, begann schon Wochen vor dem Fest, das am Samstag, 17. Oktober, gestartet wird. Der “Kerbehannes”, die Strohpuppe, die hoch oben auf dem Kerbebaum thronen soll, wurde ausgestopft, und es wurden Darbietungen eingeübt, die am Kerbesamstag in der Schirn im Bürgerhaus als Showblock der Kerbeborsche präsentiert werden sollen. Zur Vorbereitung gehörte aber auch das Treffen mit der Prädikantin Christel Deckert, die unter Beteiligung der Kerbeborsche am Sonntag, 18. Oktober, um 19 Uhr in der evangelischen Kirche den Kerbe-Gottesdienst halten wird. Das Besondere dabei: Sie wird im Sulzbacher Dialekt predigen. Die Kerb beginnt am Samstag, 17. Oktober, um 14.30 Uhr mit dem Umzug der Kerbeborsche von der Limesspange durch die Hauptstraße zum Dalles. Dort wird der Kerbebaum aufgestellt. Danach öffnet die Kerbeschirn im Saal des Bürgerhauses. Dort schenken die Aktiven der Karnevalabteilung der TSG Sulzbach die Getränke aus, und für die Speisen sorgt die Restauration des Bürgerhauses. Für Unterhaltung bis in die Nacht sorgt die Kapelle “Telestar”.Der Sonntag, 18 Oktober, beginnt um 10 Uhr mit dem Gottesdienst. Danach spielen die Wölfersheimer Musikanten zünftige Blasmusik zum Frühschoppen in der Kerbeschirn. Dabei wird es einige Überraschungen für die Gäste geben. Die Kerb klingt am Sonntag, 25. Oktober, mit der traditionellen Verbrennung des “Kerbehannes” aus. Diese Zeremonie beginnt um 18 Uhr mit dem Umzug der Kerbeborsch am Feuerwehrgerätehaus. Die Verbrennung soll dieses Mal in einem größeren Rahmen so stattfinden, daß alle Besucher gut sehen und hören können. Danach sind alle Sulzbacher eingeladen zur Schlußrunde in den Bürgerhaus-Saal, wo der Alleinunterhalter Michael Schall für musikalische Unterhaltung sorgen wird. (wm)
Höchster Kreisblatt vom 19.10.98: Bei der Kerb gab´s Kartoffeln für Bommel
Nach der dritten Auflage der “runderneuerten” Sulzbacher Kerb mit Kerbeborsche und Schirn im Saal des Bürgerhauses können sich die Organisatoren zu frieden die Hände reiben: Der Durchbruch ist endgültig geschafft. Viele hundert Menschen erlebten den Kerbeumzug und das Aufstellen des Kerbebaums am Dalles. Am Samstag herrschte in der bis auf den letzten Platz besetzten Kerbeschirn Hochstimmung. Bei flotter Musik der Kapelle “Telstar”. Und am Sonntag lockte die Blaskapelle “Wölfersheimer Musikanten” zahlreiche Gäste ins Bürgerhaus. Dreh und Angelpunkt aller Aktionen waren 17 Kerbeborsche mit ihren Kerbemädchen, die auch auf dem Runmelplatz am Platz an der Linde fü Leben sorgten und immer wiede Hochstimmung entfachten.Der Kerbebaum wurde mit tat kräftiger Unterstützung der Feuerwehr und des Roten Kreuzes im Sulzbacher Wald bei Schneidhain geschlagen und nach Sulzbach transportiert. Fast 30 gestandene Mannsbilder hatten dann alle Hände voll zu tun, bis der dreiundzwaizigeinhalb Meter lange Baum fest im Loch stand und der Kerbehannes, eine Strohpuppe hoch über dem Juxplatz trohnte. Bürgermeister Herbert Uhrig der Initiator der Wiederbelebung der Kerb, war so nahe am Geschehen, daß ihm ein Beobachter zurrief “Passen Sie auf, sonst steht am Montag im Höchster Kreisblatt , Bürgermeister vom Kerbebaum eschlagen’.” Die Zeremonie des Baum-Aufstellens wurde von der Musik der Kapelle “Telstar” begleitet, bei der der stets volkstümlich auftretende Uhrig dann die Pauke schlug und mit den Musikanten an der Spitze des Zuges der Kerbeborsche in die Schirn im Bürgerhaus einzog. Dort war die Karnevalabteilung der TSG Sulzbach in Zusammenarbeit mit der Wirtin des Bürgerhaus-Restaurants zwei Tage lang der Gastgeber.Höhepunkt des Programms am Samstag war der von Jochen Bauer moderierte glanzvolle Showblock der Kerbeborsche mit Parodien von Tina Turner, Eros Ramazotti, Karel Gott, der Boygroup “Take That” und einem Gesangsbeitrag mit dem Titel “Die Kesfraa am klaane Dalles, die hat e Beul am Ei”. Der Sonntag begann mit dem Kerbegottesdienst in der evangelischen Kirche. Zum traditionellen Gickelschöag forderte Florian Hellmeier die Kandidaten Roland Renz, Dieter Buderus und Klaus Wittich auf. Den Kerbebaum gewann Daniela Laphön, der Hammel wurde Ralf Maroch zugelost, und zu den Gewinnern zählte auch der Vorsitzende der Gemeindevertretung, Oswald Bommel, für den es einen Sack Kartoffeln gab. Am Sonntag, 25. Oktober, geht die Kerb mit der Verbrennung des Kerbehannes ( gegen 18.15 Uhr am Dalles ) zu Ende. (wm)
Höchster Kreisblatt vom 21.10.98:
“Du sollst Dein Nachbar liebhawe wie Dich selwer”
Gelungene Premiere in der evangelischen Kirche in Sulzbach: Beim Kebe-Gottesdienst predigte Prädikantin Christel Deckert in Sulzbacher Mundart. Und an der Gestaltung des gut besuchten Gottesdienstes nahmen micht nur die Kerbeborsche teil, sondern auch der Bürgermeister, der die Wiederbelebung der Kerb mit den Kerbeborsche und der Kerbeschirn im Bürgerhaus initiierte und auch der Schirmherr ist, wirkte mit. Die Kerbeborsche übernahmen die Schriftlesung, undBürgermeister Herbert Uhrig sprach das Fürbittegebet. Die von Christel Deckert gehaltene Predigt begann dann zur Freude der Gottesdienstbesucher so: “Liebe Gemaa, es is schee, daß sie widder bei uns sin, die Kerbeborsche. Und do habbe mer uns gedacht, de Parrer Diekmann un ich, weil mer des schon lang emol vorhadde, do halte mer doch ach emol die Predischt im Dialekt.” Die Prädikantin, die dem Sulzbacher Vereinsleben eng verbunden ist, beschäftigte sich mit einem Text aus dem 12. Kapitel des Markus-Evangeliums und sprach von dem wichtigsten Gebot. Denn das Markus-Evangelium wurde einmal ins Hessische übersetzt, und da heißt es unter anderem: “Horch her, Israel: De Herr, unsern Gott, is de annziche Gott. Du sollst de Herr, Dein Gott, mit Deim ganze Herz un Deiner ganze Seel liebhawwe, mit Deim ganze Verstand un Deiner ganze Kraft. Un als zwaades – Du sollst Dein Nachbar genauso liebhawwe wie Dich selwer. Kaa Gebot is wichtiger wie die zwaa.” (wm)
Höchster Kreisblatt und Sulzbacher Anzeiger vom 23.10.98:
Am Ende der Kerb wird der Hannes verbrannt
Nach einer Woche ist die Kerb vorbei. Am Sonntag, 25. Oktober, um 18.15 Uhr wird der Kerbehannes am Dalles verbrannt. Dazu wird das Lied Nummer 222 aus dem Sulzbacher Kerbegesangbuch von 1835 mit dem Titel “Die Trauer ist nur im Suff zu ertragen” gesungen. Bis dahin hat die Kerbepuppe tagelang hoch auf dem Kerbebaum gethront. Kinder und Erwachsene sollen dabei sein, wenn die Strohpuppe als Signal des Endes der Kerb verbrannt werden wird. Deshalb wurde ein neuer Standort für den Abschluß gewählt, die Zeremonie soll dieses Mal mitten auf dem Dalles durchgeführt werden.Das mit dem Sulzbacher Kerbegesangbuch von 1835 ist so eine Sache, das gibt es nämlich gar nicht – und das Lied Nummer 222 demzufolge auch nicht. Es sind die Sprüche der Kerbeburschen, auf die am Ende der Kerb zurückgegriffen werden sollen, und die schon vor Jahrzehnten schon bei der Verbrennungszeremonie für Spaß sorgten. So antworten die Kerbeborsche beim Stichwort Wasser mit den Worten “Nix für uns” und beim Stichwort Apfelwein mit “Gut für uns”. Dies ist eben Ritual und Tradition und heißt lange nicht, daß die Kerbeborsche bei ihrem großen Fest tagelang angetrunken durch die Landschaft torkeln. Auch in Sulzbach wurde am letzten Wochenende deutlich, daß die jungen Kerbeborsche zu Brauchtumshütern geworden sind, die die Veranstaltungen mit organisieren und sich bei ihrem Showblock in der Kerbeschirn sogar als Unterhaltungskünstler präsentierten. Unterhaltung und Brauchtum stehen auch beim Kerbeausklang im Mittelpunkt. Um 18 Uhr beginnt am Feuerwehrgerätehaus der Fackelzug über den Oberliederbacher Weg und die Hauptstraße zum Dalles. Dort wird die Kerb “beerdigt”. Danach sind die Sulzbacher in das Bürgerhaus eingeladen. Für musikalische Unterhaltung sorgt der Sänger und Gitarrist Michael Schall. (wm)
Höchster Kreisblatt vom 27.10.98: Wehklagen beim Lodern der Fammen
“Am Platz an der Linde beim Wittich vor dem Tor, da thronte unser Hannes, man sah zu ihm empor”, sangen die Kerbeborsche nach der Melodie “Lilli Marlen” beim Verbrennen des Kerbehannes am letzten Tag des Volksfestes. Viele Hunderte Besucher erlebten den Kerbeausklang, nachdem die Kerbeborsche die Strohpuppe mit einem Fackelzug vom Feuerwehrgerätehaus bis zum Dalles getragen hatten. Erich Grötsch, einer der “Macher” der wiederbelebten Kerb, spielte bei der schaurig-fröhlichen Beerdigung den von den trauernden Kerbeborschen eingerahmten Pfarrer. Er begrüßte die “Marktweiber und Henkersknechte, die sehr verehrten Volleulen und den lieben Gallus”. Mit dem Gallus meinte er den Kerbehammel, der bei der Zeremonie nicht fehlte. Grötsch weiter: “Da liegt er nun vor uns, unser lieber Hannes. Gestern hat er noch vor Freud gedrückt, geküßt manch leckeres Weib, hat am Gläschen Wein genippt und manchen Cognac weggekippt.” Als der Hannes dann den Flammen übergeben wurde, wollte das Weinen der Kerbeborsche zur Freude der Schaulustigen kein Ende nehmen. Doch als sich wenig später – um mit Erichs Grötschs Worten zu sprechen -”die besoffene Verwandtschaft” im Saal des Bürgerhauses zum Kerbeausklang traf, war von Trauer keine Rede mehr. Viel mehr sorgte der Sänger Michael Schall für gute Unterhaltung, und es mußten noch Tische und Stühle aufgestellt werden, damit alle Gäste untergebracht werden konnten. Bürgermeister Herbert Uhrig, der Schirmherr und Initiater des wiederbelebten Kirchweihfestes, dankte allen Beteiligten für ihren Einsatz. Er hob besonders die Kerbeborsche und Kerbemädchen hervor. Die gute Resonanz zeige, daß das Fest in der neuen Form von den Sulzbachern angenommen werde. Der eingeschlagene Weg soll fortgeführt werden, denn im Lied der Kerbeborsche, das von Gerhard Mönch auf der Trompete begleitet wurde, hieß es auch: “Doch geht ein Jahr vorüber, so will’s des Lebens Lauf, dann stellen wir den Baum mit dem Hannes wieder auf.” (wm)
Sulzbacher Anzeiger vom 13.11.98: Kerweborsch sind Iust’ge Brüder
hieß es neun Tage lang rund um den Platz an der Linde! Uns Kerweborsch und Kerwemädscher hat es Spaß gemacht, zum dritten Mal nach alter Tradition die Kerb in Sulzbach zu feiern. Nachdem wir die Kerbewoche mit vielen Mühen, Freuden und Schoppen hinter uns gebracht haben, möchten wir uns nun bei allen Freunden, Helfern, privaten und geschäftlichen Sponsoren, der Feuerwehr, der Karnevalabteilung der TSG, Frau Hofmeister und ihrem Team, Prädikantin Christel Deckert, dem Gemeindevorstand, Bürgermeister Herbert Uhrig und nicht zuletzt allen Sulzbacher Bürgerinnen und Bürgern für die Unterstützung vor und während der Kerb bedanken. Auch wenn die Kerb nun für ein Jahr vorbei ist, sind wir immer noch unter der Internet-Adresse: http://www.sulzbacher-kerweborsche.de für Sie erreichbar. Und noch etwas, dieses Jahr konnten wir uns über drei neue Kerweborsche und weibliche Verstärkung freuen. Es wäre schön, wenn sich auch nächstes Jahr wieder “mutige Jungs und Mädscher finden würden, die mit uns die Kerb feiern wollen. Wir freuen uns heute schon auf die Sulzbacher Kerb 1999. Ihre Sulzbacher Kerweborsche und Kerwemädscher
Höchster Kreisblatt im November 98:
Sieben Fragen an: Erich Grötsch, Macher der Kerb
Nicht Politik, sondern Persönliches – darum geht es in unseren Fragen, die wir Prominenten und anderen Bürgern stellen.
- Was tun Sie als erstes nach dem Aufstehen?
Ich stelle den Wecker ab, stehe auf und schaue aus dem Fenster. - In welchem Land könnten Sie sich vorstellen zu leben?
In Deutschland, nur in Sulzbach. - Über welches Geschenk würden Sie sich am meisten freuen?
Das größte Geschenk ist die Gesundheit. Und außerdem wünsch ich mir mehr Menschlichkeit und Freundlichkeit untereinander. - Welche Schwäche mögen Sie bei sich selbst am wenigsten?
Ich bin zu konservativ. - Was ist Ihre persönliche Stärke?
Mein 1OOprozentiger Einsatz bei Aufgaben, die ich übernommen habe. Ich liebe keine Halbheiten. - Als welches Tier würden Sie wieder geboren werden, falls das ginge?
Als Pferd. Für mich ist das Pferd ein Spiegel von Klugheit, Härte, Schönheit und Kraft und Harmonie der Bewegung. - Mit welchem Spielzeug haben Sie als Kind am liebsten gespielt?
Mit einer Puppe, die hieß Käth und mit einem Bär.