Presse 2001
Höchster Kreisblatt vom 22.10.2001: Kerb mit hessisch-bayrischen Gegensätzen
Und die Mini-Kerbeborsche waren die Größten
Bei zumindest am Samstag wunderschönem Herbstwetter stand Sulzbach am Wochenende im Zeichen der Kerb. Sie ist seit 1996 mit der Wiedereinführung der Kerbeborsche ein Renner für alt und jung geworden. Die Initiaitve von Bürgermeister Herbert Uhrig, das alte Kirchweihfest wieder zu neuem Leben zu erwecken, fand jetzt ihren Höhepunkt mit der Gründung der Mini-Kerbeborsche, die beim Umzug durch die Ortsstraßen ebenso mit von der Partie waren wie bei den fröhlichen Feiern in der Kerbeschirn. Viele Sulzbacher waren auf den Beinen, als der 22 Meter große Kerbebaum, den die 32 Kerbeborsche und Kerbemädcher gemeinsam mit der Feuerwehr im Sulzbacher Wald bei Schneidhain gefällt hatten, mit einem bunten Umzug von der Limesspange durch die Hauptstraße zum Dalles transportiert wurde. Die Alt-Kerbeborsche hatten sich eine eigene „Zugnummer“ mit einem schön geschmückten Wagen vorbehalten, die Jugendfeuerwehr präsentierte sich als farbenfrohe Fahrrad-Abteilung, die Tanzgarde der TSG-Karnevalabteilung erzeugte im Cheerleader-Stil Hochstimmung, und die Kapelle „Telstar“ fand auf dem Musikwagen stets die richtige Tonlage. Die Besonderheiten des von Jahr zu Jahr größer werdenden Zuges waren die Jüngsten sowie Gäste aus Bayern. Zehn Mini-Kerbeborsche im Alter von drei bis zehn Jahren, die liebevoll von Daniela Anthes betreut wurden, boten in Sulzbach eine sympathische Premiere. Sie wurden mit viel Beifall belohnt, als sie mit ihren zarten Stimmchen die Schlachtrufe der gestandenen Kerbegesellschaft nachahmten. Aus München waren acht Berufsfeurwehrleute mit ihrem Arbeitskollegen und Freund, dem Sulzbacher Kerbeborsch Florian Hellmeier, den es beruflich in die bayerische Landeshauptstadt verschlagen hat, gekommen. Sie sorgten beim Umzug und auch am Abend in der Kerbeschirn mit ihrer bayerischen Tracht und der blauweißen Fahne für einen interessanten Kontrast zur hessischen Kerbe-Tradition. Spannend waren für die zahlreichen Zuschauer wieder die Minuten, bis der Kerbebaum am Dalles mit viel Manneskraft und mächtigen Stützen aus Holz unter der fachkundigen Leitung des Feuerwehr-Chefs Willi Christian sicher stand. Bis Sonntag, 28. Oktober, trohnt der aus Stroh gebastelte Kerbehannes hoch oben auf dem Kerbebaum. Dann wird gegen 18.30 Uhr wieder eine große Menschenschar am Dalles erwartet, wenn die Kerb nach altem Brauch verbrannt wird. (wm)
Höchster Kreisblatt Datum unbekannt: Große Ideenvielfalt und Vortragskunst
Längst ist es im Main-Taunus-Kreis ein Geheimtip: das Showprogramm der Kerbeborsche und Kerbemädchen in der Schirn im Bürgerhaussaal. Auch in diesem Jahr herrschte Hochstimmung, für die am Samstag ab 16 Uhr die Tanzkapelle „Telstar“ sorgte. Den offiziellen Teil mit dem Einzug der Kerbeborsche und Kerbemädcher und der Vereidigung eröffnete Bürgermeister Herbert Uhrig, der schwungvoll das Gedicht „Die Blutblas“ von Friedrich Stoltze vortrug. Dann war Showtime angesagt. Und die hochgeschraubten Erwartungen der feierlustigen Gäste wurden nicht enttäuscht. Ob beim „Lied aus dem Leben eines Kerbeborsch“ nach der Melodie „Zehn kleine Negerlein“, einem flotten Tanz, den Parodien „Das bisschen Haushalt“ und „In diesem ehrenwerten Haus“ oder der Persiflage auf den Harry Belafonte-Song „Banana-Boat“: Die junge Kerbetruppe bestach durch Ideenvielfalt und Vortragskunst. Am nächsten Morgen zeigten sie sich dann von ihrer ernsten Seite, als sie den Gottesdienst in der katholischen Kirche mitgestalteten, in dem Pfarrer Paul Schäfer herausstellte, dass auch in Krisenzeiten das Feiern zum menschlichen Miteinander gehört. Nach dem Gottesdienst ging es mit der Blaskapelle „Wölfersheimer Musikanten“ wieder in die Kerbeschirn zum zünftigen Frühschoppen. Dabei fehlte auch der traditionelle Gickelschlag nicht, und es wurden der Kerbehammel und der Kerbebaum verlost. Über den Hammel kann sich Raimund Brau freuen, den Kerbebaum gewann Ilona Schiller. Bis auf einen wurden alle Preise abgeholt. Ein Sack Kartoffel wartet noch auf seinen Besitzer, der die Losnummer gelb 488 vorweisen muss. Der Gewinner soll sich bei Roland Grötsch, Telefon (06196) XXXXXX, melden. Die Veranstaltungen in der Kerbeschirn wurden erneut von der TSG-Karnevalabeilung und der Bürgerhaus-Restauration ausgerichtet. (wm)
Höchster Kreisblatt vom 31.10.2001:
Auch der Pfarrer weiß: “Feiern gehört zum Leben”
Große Niedergeschlagenheit herrschte in den Reihen der Kerbeborsche und Kerbemädcher, als nach altem Brauch am Dalles mit einem überlieferten Zeremoniell die Kerb verbrannt wurde. Als der Hannes, die Strohpuppe, die während der festlichen Tage hoch oben auf dem Kerbebaum gesessen hatte, in Flammen aufging, setzte die zuvor noch so fröhliche Kerbegesellschaft die Kappen ab. Die Fahnen wurden eingerollt und Bommeln und Halstücher eingesammelt. Und nach der Melodie von „Lilli Marleen” sangen die Kerbeborsche, auf dem Akkordeon begleitet von Heinz Konrad: „Am Platz an der Linde, beim Wittich vor dem Tor, da thronte unser Hannes, man sah zu ihm empor. Auch heut bleiben alle wieder stehn und woll’n den Hannes brennen sehn, den Hannes brennen sehn.”Erich Grötsch, der erneut den Kerbepfarrer verkörperte, hatte zuvor an den Ausspruch des katholischen Pfarrers Paul Schäfer beim Gottesdienst zur Kerb erinnert: „Feiern gehört zum Leben.” Deshalb werde man trotz der weltpolitisch angespannten Lage nicht auf das symbolische Verbrennen der Kerb, verzichten. Man habe Respekt` vor den Geschehnissen der Zeit,wolle sich aber dem Terror nicht beugen. Dies war auch im Sinne der vielen hundert Besucher, darunter viele Kinder, die den Dalles bevölkerten und das Finale der Kerb erlebten. Und die Trauer wich dann auch aus den Gesichtern der Kerbeborsche und Kerbemädcher, als Erich Grötsch sagte: „Die Leute in einem Dorf im Taunus waren sehr’ traurig, weil sie die Kerb verbrennen mussten: Aber da kam einer, der war net ganz so besoffe wie die annern und sagte, dass nächstes Jahr wieder Kerb iss. Und ich sage euch heute, dass nächst Jahr um die selb Zeit hier in Sulzbacher wieder Kerb ist.” Bis dahin werden sich die 32 Kerbeborsche und Kerbemädcher sowie die elf Mini-Kerbeborsche mehrfach treffen – zur Nachbereitung der alten und zur Vorbereitung der neuen Kerb, der sie mit Gottesdienstgestaltung und einem Showprogramm ihren Stempel aufdrücken wollen. Nach dem Verbrennen der Kerb wurde im Saal des Bürgerhauses bei einem gemütlichen Beisammensein der gesellige Schlusspunkt gesetzt. Während Bürgermeister Herbert Uhrig als Schirmherr bereits traditionell einen großen Bembel ausgegeben hat, will der Vorsitzende der Gemeindevertretung, Horst Schmittdiel, auf andere nicht ganz billige Art für das Engagement zur Erhaltung des Brauchtums danken: Er lädt die Kerbemädscher und Kerbeborsche beim Nachtreffen zu Pizza und Getränken ein. (wm)
Höchster Kreisblatt vom 10.11.2001:
Bei den Schillers wird die Kerb Stück für Stück verbrannt
Auf einem großen Transparent im Bereich der Neugartenstraße 32 stand zu lesen: „Ei gude ihr Kerbeborsche – schee, dass ihr da seid!” Geschrieben hatte dies Ilona Schiller, die bei der gerade zu Ende gegangenen Kerb den Kerbebaum gewonnen hatte und die Übergabe des Gewinns zu einem Fest für die Kerbeborsche und Kerbemädcher und die gesamte Nachbarschaft machte. Mit einem Feuerwehrauto brachten die Kerbeborsche und Kerbemädcher, den Baum, der gut zwei Wochen zuvor noch im Sulzbacher Wald bei Schneidhain mit seiner stolzen Höhe von 22 Metern gestanden hatte. Die Kerbegesellschaft hatte den Baum in kleine Stücke geschnitten und zum Lagern zum Haus Neugartenstraße 32 b von Ilona und Hans-Joachim Schiller transportiert. Mit zu den Kerbeborsche zählt übrigens auch der Sohn des Hauses, Benjamin Schiller. Nach getaner Arbeit gab es in dem in den Sulzbacher Farben rot und gelb liebevoll geschmückten Festzelt auch orginal Sulzbacher Speisen und Getränke, nämlich Ebbelwoi, Rippchen mit Kraut und Handkäs mit Musik. Zu den Gästen zählte auch der Schirmherr der Kerb, Bürgermeister Herbert Uhrig mit seiner Frau Uschi. Nach dem gemütlichen Beisammensein verabschiedeten sich die Kerbeborsche und Kerbemädcher mit einem Dankeslied von den Schillers und wünschten viel Vergnügen bei abendlichen Stunden am brennenden Kamin, wenn im Hause Schiller Stück für Stück die Kerb 2001 verbrannt wird. (wm)