Kerbemutter muss vor Gericht

Kerbemutter muss vor Gericht

Höchster Kreisblatt, 20.10.2014

Der Kerbebaum wurde in Rekordzeit aufgestellt, aber dafür gab es diesmal andere Probleme beim traditionellen Kirchweihfest. Erst nach zwei Misserfolgen konnte im dritten Anlauf der Baum gefällt werden. Und „Kerbemutter“ Silvia Wittich zerstörte beim Gickelschlag den Dreschflegel.

Hunderte von Menschen genossen bei herrlichem Herbstwetter auf dem Rummelplatz und in der Kerbeschirn im Bürgerhaus am Platz an der Linde das Volksfest, das seit 2008 vom „Verein zur kulturellen Brauchtumspflege des Sulzbacher Kirchweihfestes“ veranstaltet wird.

Traditionell zieht die Kerbegesellschaft am frühen Samstagmorgen in den Sulzbacher Wald bei Schneidhain, um dort den Kerbebaum zu fällen. Da gab es zwei Fehlversuche, bis der 22,5 Meter lang Baum, auf dem jetzt eine Woche am Kerbeplatz der Hannes, die Symbolfigur der Kerb aus Stroh, thront, fachmännisch gefällt wurde.

In Graben gestürzt

„Der erste Baum hat sich so unglücklich im Gehölz verfangen, dass die Spitze abbrach. Der Zweite ist in einen Graben gestürzt“, berichtet der Vorsitzende des Kerbevereins, Sebastian Fay. Die beiden Bäume seien aber fachmännisch klein gesägt worden, – so Sebastian Fay – „damit der Förster keine Arbeit hat“. Das Glück im Unglück war danach, dass die Mini-Kerbeborsche die abgebrochene Spitze des ersten Baumes als ihren Mini-Kerbebaum vor der Bühne in der Kerbeschirn aufstellen durften.
Die Minis im Alter von einem Jahr bis zu 13 Jahren wirkten beim Umzug und im Gottesdienst mit und begeisterten am Sonntag beim Frühschoppen mit ihrer eigenen Show. Die hatte Julia Hecker mit dem Kerbenachwuchs eingeübt, von dem der Jüngste Tobias Noll ist, der am 16. September ein Jahr alt wurde, und der Älteste André Wittich, der mit seinen 13 Lenzen der Chef ist.
Andrés Mama, Silvia Wittich, seit einigen Jahren die „Kerbemutter“, stand dann im Mittelpunkt des traditionellen Gickelschlags, bei dem ausgewählte Akteure mit verbundenen Augen mit einem Dreschflegel einen Tontopf treffen müssen. Neben Silvia Wittich sollten noch Bürgermeisterin Renate Wolf und der neue evangelische Pfarrer Michael Gengenbach, der zuvor mit seinem katholischen Kollegen Paul Schäfer den Kerbegottesdienst gehalten hatte, zum Gickelschlag antreten.

Verfehlt

Soweit kam es aber nicht. Silvia Wittich traf zuerst mehrmals die Bühnenkante, aber nicht den Tontopf. Als ihr gnädigerweise ein vierter und fünfter Versuch zugestanden wurde, schlug sie so massiv zu, dass der Dreschflegel auseinanderbrach und auf die Schnelle nicht repariert werden konnte.
Die Bürgermeisterin und der Pfarrer müssen sich bis zum nächsten Mal gedulden. Silvia Wittich wird garantiert am kommenden Sonntag beim Kerbegericht zum Finale des Festes auf der Anklagebank sitzen. Dabei werden stets auf lustige Art und Weise Vorfälle während der Kerb von Staatsanwalt, Richter und Verteidiger behandelt. Sebastian Fay freut sich schon auf diesen Spaß und kündigte augenzwinkernd an: „Das Kerbegericht wird ein Eilermittlungsverfahren einleiten.“ Tradition hat in Sulzbach auch die Verlosung des Kerbehammels und des Kerbebaums. Den Hammel gewann Oli Thiede, den Baum Walter Rohs.
Während am Sonntag beim Frühschoppen mit der Wölfersheimer Blaskapelle mehr die ältere Generation angesprochen ist, herrschte am Abend davor bei den Jüngeren Hochstimmung mit der Powerband, die den originellen Namen „Eine Band namens Wanda trägt“. Dass es den Besuchern im voll besetzten Bürgerhaussaal warm wurde, lag aber nicht nur allein an den Musikern. „Leider hat wie im vergangenen Jahr die Lüftungsanlage nicht funktioniert“, berichtet Sebastian Fay, der aber auch darin etwas Positives sah: „Es gab Sauna gratis.“

Mit der Disco am Samstag, 25. Oktober, um 20 Uhr in der Kerbeschirn sowie dem Umzug und dem Verbrennen des Kerbehannes am Sonntag, 26. Oktober, ab 18 Uhr, sowie dem folgenden Kerbegericht in der Bürgerhaus-Kerbeschirn endet das Fest am nächsten Wochenende.

(mir)

Kategorie: News